persönliches Wachstum durch Meditation

Selbstliebe – wie sie gelingen kann

By Jan | Beziehungen

Dez 28
Selbstliebe Lebenvertiefen

Jesus sagte es uns vor 2000 Jahren: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Ich behaupte mal, dass die wenigsten Menschen dazu in der Lage sind.

Wir kennen alle Sätze wie diesen: „Bevor Du jemand anderen lieben kannst, musst du erst mal dich selbst lieben“. Eine gute Sache. Vermutlich würden 99 von 100 Personen das unterschreiben. Jedoch: Was in der Theorie total überzeugend klingt, fällt vielen von uns in der Praxis verdammt schwer: Selbstliebe.
Oft sind wir stattdessen selbst unsere schärfsten Kritiker. Nur selten hört man jemanden sagen: „Also, ich finde mich ziemlich in Ordnung so wie ich bin.“

Selbstliebe ist die Basis von jeder Beziehung, die wir haben, von jeder Situation, in der wir uns befinden, von jeder einzelnen Handlung, die wir ausführen & von jedem Ziel, das wir uns setzen.

Selbstliebe und die Liebe zu anderen

Der Psychoanalytiker Erich Fromm schrieb in seinem Aufsatz „Selbstliebe und Selbstsucht“: „Selbstsucht und Selbstliebe sind weit davon entfernt identisch zu sein; in Wirklichkeit sind sie Gegensätze.“ Selbstsucht sei „eine Art Gier“ und wurzle in „einem Mangel an Liebe zu sich selbst“. Echte Selbstliebe jedoch sei wie eine „innere Sicherheit, die es nur aufgrund echter Liebe und Bejahung gibt“.

Sich selbst lieben bedeutet also keinesfalls ein Egoist zu sein, der auf eine nazistische Art in sich selbst vernarrt ist.

Egoistisch sind wir nicht deshalb, weil wir uns selber zu sehr lieben, sondern weil wir uns zu wenig lieben.

Wenn wir uns beispielsweise im tiefsten Innern ungeliebt fühlen, uns aber um dieses Gefühl nicht kümmern, weil wir es verdrängt haben, dann werden wir bedürftig, gierig, ja süchtig sein nach der Liebe anderer. – Safi Nidiaye, Das Tao des Herzens

Mangelnde Selbstliebe ist – oft versteckt – die Ursache für die meisten Beziehungsprobleme.

Es ist die ewige Suche nach Anerkennung, Bestätigung und Liebe Anderer.

Um aus diesem Teufelskreislauf herauszukommen, sollten wir uns eingehend mit dem Thema „Selbstliebe“ beschäftigen.

Kein Mensch, kein Geld der Welt kann uns glücklich machen. Wir können noch so viele materielle Dinge besitzen, nichts davon wird uns glücklich machen. Wenn wir nicht zuerst uns selbst lieben.

Deprimierend, oder? Nicht unbedingt. Denn es gibt viele Wege, die zur Selbstliebe führen können. Hier nenne ich mal 6, die mir eine Hilfe geworden sind:

1. Verbringe Zeit mit dir selbst.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie schwer dies für viele Menschen ist. Wem es schwer fällt, Zeit für sich selbst zu nehmen, sollte es zumindest als ein Alarmzeichen sehen: Wie kann ich erwarten, dass andere gerne mit mir zusammen sind, wenn ich es selber nicht bin? Ich habe mir angewöhnt, einmal im Jahr eine ganze Woche alleine zu sein. Entweder gehe ich in die Berge wandern oder besuche eine Stadt, die ich noch nicht kenne.

Im täglichen Alltagsablauf verbringe ich jeden Morgen die ersten 30 Minuten in der Stille.

Es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten, um die Freundschaft mit sich selbst zu gestalten.

Jeder kann hier seine ganz eigene Art finden. Und es muss nicht gleich ein ganzer Tag sein. Vielleicht fängst du mit 15 -30 Minuten am Abend oder am Morgen an…

Selbstliebe ist bedingungslos. Liebe ohne Bedingungen. Liebe im Jetzt, nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft.

 

 2. Den inneren Kritiker in uns zähmen

Wie hört sich dein inneres Selbstgespräch an? Jeder kennt den inneren Kritiker, der uns ab und zu ganz schön nerven und Selbstliebe blockieren kann. Besonders in der Zeit, in der wir mit uns selber alleine sind, können die inneren Stimmen sehr laut werden. Diese innere Stimme beurteilt alles, was wir tun – und das in einer sehr negativen Weise.

Der innere Kritiker ist nie mit uns zufrieden. Immer hat er etwas auszusetzen, zu kritisieren, zu bemängeln.

Das Schlimme am inneren Kritiker ist: er ist so überzeugend, dass wir ihm jedes Wort glauben.

Seine Stimme entstand in unseren ersten Lebensjahren. Er ist die Verinnerlichung der Kritik, der Gebote und Verbote unserer Eltern und Erzieher.

In unserer Kindheit erfüllte der innere Kritiker eine sinnvolle Aufgabe: er bewahrte uns vor Strafe und Ablehnung. Heute jedoch ist er nicht nur überflüssig, er ist auch in höchstem Maße schädlich für uns.

Wichtige Einsicht:

Um von diesen Stimmen freier zu werden, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass der innere Kritiker eine Art Implantat ist. D.h. der innere Kritiker ist zwar ein Teil von uns, er entspricht aber nicht unserem wahren Wesen und unserer wahren Persönlichkeit! Er ist etwas Künstliches, das sich in der Kindheit bei uns eingenistet hat.

Ganz wichtig, wenn wir den inneren Kritiker zähmen wollen: ihn nicht mit aller Gewalt bekämpfen. Je mehr wir ihn bekämpfen, umso lauter meldet er sich zu Wort. Behandle deinen inneren Kritiker eher wie einen ungebetenen Gast.

Weise ihm bestimmt und freundlich die Tür, zeige ihm die rote Karte, indem du dir und ihm klarmachst:

Ich bin erwachsen und entscheide selbst, wie ich über mich, mein Verhalten und mein Handeln denke. Ich habe Fehler und ich mache Fehler. Trotzdem gibt es keinen Grund, mich klein zu machen und mich deshalb zu verurteilen. Ich akzeptiere mich so, wie ich bin. Ich bin in Ordnung, so wie ich bin.

 

3. Nimm dir 2 Minuten am Morgen oder am Abend, um dich selbst wert zu schätzen.

Lass dies eine tägliche Gewohnheit werden.

Ganz konkret: Setz dich an einen gemütlichen Ort in deiner Wohnung, nimm ein Stift und Papier – noch besser: Tagebuch, und frage dich selbst: Was sind 3 Dinge, die ich an mir selbst wertschätzen kann? Dies muss nichts besonders Großes oder Außergewöhnliches sein.

Vielleicht, dass du in einer bestimmten Situation ein guter Zuhörer warst oder heute mit einer bestimmten Person freundlich umgegangen bist.

Oder auch nur, dass du es geschafft hast, deine Zähne zu putzen und zur Arbeit gegangen bist.

Entscheidend ist, dass du etwas Positives an dir bemerkst und es niederschreibst. Wenn du diese kleine Übung ein paar Tage machst, wirst du wahrscheinlich bereits eine innere Veränderung in Bezug auf deinen Selbstwert und Selbstliebe spüren….

 

4.Sei freundlich gegenüber anderen Menschen.

Hier schließt sich der Kreis. Die Art, wie du über andere denkst und sie behandelst ist oft genau dieselbe Art, wie du über dich selbst denkst. Und entsprechend mit dir selbst umgehst.

  • Ich bemühe mich z.B. andere Autofahrer in meine Spur hineinkommen zu lassen, auch wenn ich es eilig habe.
  • Einen anderen Menschen bewusst verbal ermutigen und loben.
  • Sehr bewusst anderen Menschen zuhören, wenn sie von einem Erlebnis berichten.

Also viele Kleinigkeiten während des Alltags. Kostet so gut wie keine Zeit, hat jedoch enorme positive Auswirkungen – auf andere Menschen und mein Selbstbild.

 

5. Vergib Dir selbst

Eine stete Quelle der Selbstkritik sind verschiedene „Vergehen“, die wir uns einfach nicht verzeihen können. Vielleicht, weil sie für uns eine Art Beweis für unsere Unzulänglichkeit sind.

Auch wenn schon längst keiner mehr darüber redet – wir vergessen niemals und bestrafen uns regelmäßig dafür.

Mir wird beispielsweise noch immer heiß und kalt, wenn ich daran denke, wie ich auf einer Hochzeit beim Tanzen einem Mädel auf ihr Kleid getreten bin, so dass ein Stück Stoff rausgerissen wurde. Ein Vorfall, den meine Freunde von damals wahrscheinlich längst vergessen haben. Genau so wie ich deren Patzer von damals vergessen habe.

Wir könnten uns also fragen: „Wie würde ich reagieren, wenn es jemand anderem passiert wäre?“ In der Regel würden wir die Sache wohl gar nicht so schlimm finden und relativ bald zu den Akten legen. Warum also verhalten wir uns nicht auch so gegen uns selbst?

 

6. Zum Schluss eine konkrete Übung zur Selbstliebe: Der Liebesbrief an dich selbst.

Diese Übung braucht etwas Mut!

Stell dir doch einmal vor, du wärst eine andere Person, irgendeine Person, die es gar nicht gibt. Und stell dir vor, diese Person schaut dich voller Liebe und Bewunderung an. Genau diese Person möchte dich jetzt, in ihrem Brief an dich, beschreiben.  Sie schreibt dir, was sie empfindet, wenn sie dich anschaut. Was sie an dir schätzt und bewundert. Was sie an dir liebt und welche deiner Eigenschaften sie auch gerne hätte. Sie erinnert dich an Ereignisse, wo du Erfolg hattest, wo du besonderen Mut hattest, wo du außergewöhnlich cool warst.

Nimm dir wirklich ein Blatt Papier und schreibe aus der Sicht dieser anderen Person. Beginne zu schreiben, und du wirst merken, wie viele Dinge es gibt, die du eigentlich an dir magst. Dinge, worauf du stolz bist. Notiere auch die Ereignisse  aus deiner Vergangenheit, wo du ein Ziel erreicht hast, wo du dich durchgesetzt hast, wo jemand in dich verliebt war, und und und…

Schreibe DIR einen Liebesbrief. Lege dein ganzes Herz hinein und schenke dir die Achtung und Wertschätzung.

 

Selbstliebe

​"Je mehr wir unsere eigene Mitte 

wieder fühlen können,
desto weniger verstricken wir uns in Beziehungen ​oder verlieren uns in der Arbeit."

Hol dir hier eine kleine Vertiefung dieser Gedanken.

Nun noch ein Zitat von Charlie Chaplin.

Zu seinem 70. Geburtstag hat er im April 1959 folgendes geschrieben:

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnung für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich, das nennt man ‚Authentisch-Sein”. Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, wie sehr es jemanden beschämt, ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif, noch der Mensch dazu bereit war, auch wenn ich selbst dieser Mensch war. Heute weiß ich, das nennt man ‚Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen, und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war. Heute weiß ich, das nennt man ‚Reife”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist – von da konnte ich ruhig sein. Heute weiß ich, das nennt sich ‚Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude bereitet, was ich liebe und mein Herz zum Lachen bringt, auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo. Heute weiß ich, das nennt man ‚Ehrlichkeit”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das ‚gesunden Egoismus”, aber heute weiß ich, das ist ‚Selbstliebe”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt, das nennt man ‚Einfach-Sein”.

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann, als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte, bekam der Verstand einen wichtigen Partner, diese Verbindung nenne ich heute ‚Herzensweisheit”.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich, das ist das LEBEN!“

– Charlie Chaplin

Selbstliebe

​"Je mehr wir unsere eigene Mitte 

wieder fühlen können,
desto weniger verstricken wir uns in Beziehungen ​oder verlieren uns in der Arbeit."

Hol dir hier eine kleine Vertiefung dieser Gedanken.

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About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

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