persönliches Wachstum durch Meditation

Kontemplatives Gebet und die Kraft des Kreuzes

By Jan | Spiritualität

Mrz 29
Foto von schönem Kreuz

Ich habe ein sehr schönes Kreuz um meinen Hals hängen.

Es kommt aus Äthiopien. Manchmal werde ich sogar angesprochen: was für ein schönes Kreuz!

Foto von schönem Kreuz

Wir verbinden mit dem Kreuz inzwischen sehr oft Schmuck. Aber vor 2000 Jahren war es das Symbol des Todes.

 

 

In der Vorbereitung zur Karwoche habe ich mich wieder mal mit dem Kreuz beschäftigt. Es ist zum Symbol des christlichen Glaubens geworden.

Und ich habe bei mir gedacht:

Wenn ich eine Religion erfinden würde welches Symbol würde ich nehmen?

Ich glaube, ich würde eine riesige Sonne malen oder eine Krone oder einen strahlenden Stern.

Sonne als Symbol

Dann würde ich ein kleines Heft schreiben mit den sieben Regeln für Menschen die besonders erfolgreich leben wollen.

 

 

 

Aber ein Kreuz mit einem nackten, verblutenden Menschen als Symbol zu nehmen – das ist krass!

Jesus am Kreuz

 

 

 

 

Deshalb taucht die Frage auf:

Welche Frage versucht Gott uns wohl mit diesem Symbol zu beantworten?

Welches menschliche Problem versucht er damit anzugehen? Wovon will er uns befreien, erretten?

 ?

Nach unserer Geburt, spätestens nach ein paar Jahren, wird uns klar: das Leben hat viele schöne und angenehme Seiten, aber es gibt auch den Wahnsinn und das Böse.

Wir können dabei an die Kriege im nahen Osten denken, aber der Irrsinn kann plötzlich ganz nahe kommen:  Ein Co-Pilot im Flugzeug, der als Selbstmörder 150 unschuldige Menschen mit in den Tod reißt.

Wenn wir solche Nachrichten hören ist unser menschlicher Reflex: das Böse ist da draußen:  Die Attentäter, die Terroristen, die Diktatoren in Nordkorea…

Vielleicht fallen uns dann weitere Abstufungen ein:

  • Menschen die mir persönlich geschadet haben,
  • die mich ärgern,
  • die mir Mühe machen,
  • oder mir einfach unsympathisch sind. (Jetzt kannst du für dich bestimmte Namen einsetzen….)

 

Für eine reife und gesunde Spiritualität ist folgende Einsicht absolut notwendig:

Das Böse ist nicht nur da draußen, sondern genauso in mir.

 

Jesus hat das auf den Punkt gebracht indem er sagt:

„Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge kannst du nicht wahrnehmen?“

Das sitzt!

Heutzutage sind das Themen aus dem Bereich Projektion und Schattenarbeit.

Was ich in mir verdränge und nicht wahrhaben will, sehe ich besonders stark in anderen Menschen.

Deshalb ist diese Einsicht so grundlegend für spirituelles Wachstum:

Solange ich nicht wirklich erkenne, dass das Böse genau so Teil in mir ist wie in der Welt da draußen, wird mein Einsatz für das Gute das Böse in der Welt nur vermehren.

 

Die Frage nach dem Bösen und dem Leid in der Welt ist eine der ältesten Fragen der Menschheit.

„Wie geht Gott mit dem Bösen um? Wie geht Gott mit den Abgründen in mir um?“

Paulus schreibt:

„Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst….“

(2. Korinther 5,21)

Hier sind wir wieder beim Kreuz. Das Kreuz steht für Tod, für das kollektive Menschheitstrauma und den gesamten Wahnsinn dieser Welt. Und dieser Jesus Christus nahm alle Wunden, alle Schreie, alle Negativität und Sünde der Welt am Kreuz in sich auf.

Indem er nicht davor floh und auch nicht dagegen ankämpfte, konnte er als Opfer das Böse in sich verwandeln. Deshalb ist die Konsequenz von Karfreitag auch Ostern: Die Auferstehung –   vom Tod ins Leben.

Leiden

Immer noch sind große Liebe und großes Leiden die größten Lehrer in unserem Leben.

In der Regel erleben wir jedoch Leiden einfach als Negativ und nicht als „Kreuz“.

Irgend etwas schmerzt uns, wir sind traurig, ärgerlich oder depressiv – und diesen Schmerz möchten wir so schnell wie möglich loswerden. Es ist auch tatsächlich nicht so einfach, Spiritualität als einen „Transformator“ zu erkennen.

Aber mit einer reifen Spiritualität kann ich dahin kommen, dass ich anders mit dem Leiden umgehe. Wenn ich – wie Jesus – nicht gleich gegen das Leiden a) ankämpfe oder b) fliehe, sondern erst einmal in mir aufnehme – und wo nötig auch vergebe, dann geschieht etwas Großes in mir.

Für die Karwoche möchte ich dir eine praktische Übung des Loslassen mitgeben.

Wir alle erleben Leiden in unterschiedlichem Ausmaß und Qualität. Eine besonders große Quelle von Leid hängt mit unseren Erwartungen zusammen. Ich erwarte von anderen Menschen ein bestimmtes Verhalten mir gegenüber. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, führt das zu Enttäuschungen.

Und meine Reaktionen auf diese Enttäuschungen sind mein Leiden.

Loslassen meiner Erwartungen ist sehr schwer, aber es ist das Tor zur Freiheit.

Ganz praktisch könntest du in der kommenden Woche jeden Tag mit einer Zeit kontemplativen Gebets beginnen. Dies ist ein Gebet ohne Gebrauch von Worten. In der Stille hältst du Gott dein Herz hin und schaust, ob du irgendwen oder irgendetwas noch festhältst. Schau dabei innerlich auf das Kreuz. Sieh es nicht als ein Firmenlogo an, sondern als Kraft des Glaubens.

Dann vertraue darauf, dass der Geist Gottes in dir das Leiden langsam umwandelt und du ein immer freier Mensch wirst.

PS: solltest du mit diesem Gebet Erfahrungen machen, würden wir uns über einen Kommentar hier  unten sehr freuen!

Übung für das Gebet

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About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

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